Gehgeschwindigkeitstest Rechner

Gehgeschwindigkeitstest Rechner

Klinisches Bewertungstool für Gesundheitsdienstleister

Patienteninformationen

Testanweisungen:

  1. Markieren Sie die Gehstrecke mit deutlichen Start- und Endpunkten
  2. Berücksichtigen Sie Beschleunigungs-/Verzögerungszonen (1m bei 4m-Test, 5m bei 10m-Test)
  3. Instruktion an Patient: "Gehen Sie in Ihrer gewohnten Geschwindigkeit, als würden Sie auf der Straße gehen"
  4. Starten Sie die Zeitmessung, wenn der Patient die Testzone betritt, stoppen Sie beim Verlassen
  5. Führen Sie 2-3 Durchgänge durch und verwenden Sie den Durchschnitt

Testtyp auswählen

00.00

Durchgänge

Referenzwerte

Altersgruppe Frauen (m/s) Männer (m/s)
40-49 Jahre 1,39 (1,22-1,51) 1,43 (1,35-1,51)
50-59 Jahre 1,31 (1,18-1,41) 1,43 (1,38-1,49)
60-69 Jahre 1,24 (1,07-1,30) 1,34 (1,26-1,41)
70-79 Jahre 1,13 (0,85-1,19) 1,26 (1,21-1,32)
80-89 Jahre 0,94 (0,85-1,03) 0,97 (0,83-1,10)

Risikokategorien

>1,0 m/s: Gesundes Altern, geringes Risiko
0,8-1,0 m/s: Übergangsbereich, engmaschig überwachen
<0,8 m/s: Erhöhte Gesundheitsrisiken, Intervention empfohlen

Gehgeschwindigkeitstest: Medizinischer Hintergrund und Anwendungsleitfaden

Medizinischer Hintergrund

Was ist die Gehgeschwindigkeit?

Die Gehgeschwindigkeit ist ein einfacher, aber aussagekräftiger Parameter zur Beurteilung der funktionellen Leistungsfähigkeit und des Gesundheitszustands von Patienten. Sie wird in Metern pro Sekunde (m/s) gemessen und gilt als “sechstes Vitalzeichen” in der Geriatrie.

Warum ist die Gehgeschwindigkeit wichtig?

Die Gehgeschwindigkeit ist ein starker Prädiktor für:

  • Mortalität: Langsamere Gehgeschwindigkeit ist mit erhöhter Sterblichkeit assoziiert
  • Sturzrisiko: Geschwindigkeiten <0,8 m/s zeigen ein erhöhtes Sturzrisiko
  • Hospitalisierung: Niedrige Werte korrelieren mit häufigeren Krankenhausaufenthalten
  • Funktionelle Einschränkungen: Vorhersage von Behinderungen bei Alltagsaktivitäten
  • Kognitive Beeinträchtigung: Zusammenhang mit Demenzrisiko
  • Kardiovaskuläre Ereignisse: Prädiktor für Herzinfarkt und Schlaganfall

Wissenschaftliche Grundlagen

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass:

  • Eine Abnahme der Gehgeschwindigkeit um 0,1 m/s mit einer 12%igen Erhöhung des Mortalitätsrisikos verbunden ist
  • Gehgeschwindigkeiten <0,8 m/s auf eine Sarkopenie (Muskelschwund) hindeuten können
  • Der Test eine hohe Test-Retest-Reliabilität aufweist (ICC >0,90)

Klinische Grenzwerte

Risikokategorien:

  • >1,0 m/s: Normaler Bereich, gesundes Altern
  • 0,8-1,0 m/s: Graubereich, präventive Maßnahmen erwägen
  • 0,6-0,8 m/s: Erhöhtes Risiko, Intervention notwendig
  • <0,6 m/s: Hohes Risiko, umfassende geriatrische Bewertung erforderlich

Indikationen für den Test

Der Gehgeschwindigkeitstest sollte durchgeführt werden bei:

  • Allen Patienten ≥65 Jahre im Rahmen der Routineuntersuchung
  • Präoperativer Risikobeurteilung
  • Nach Sturzereignissen
  • Bei Verdacht auf Gebrechlichkeit (Frailty)
  • Zur Verlaufskontrolle nach Interventionen
  • Bei neurologischen Erkrankungen (Parkinson, Schlaganfall)

Anwendungsleitfaden

Vorbereitung

  1. Räumliche Anforderungen
    • Für 4-Meter-Test: 6 Meter freie Gehstrecke (1m + 4m + 1m)
    • Für 10-Meter-Test: 20 Meter freie Gehstrecke (5m + 10m + 5m)
    • Ebener, rutschfester Untergrund
    • Gute Beleuchtung
    • Keine Hindernisse oder Ablenkungen
  2. Markierung der Teststrecke
    • Deutliche Bodenmarkierungen anbringen
    • Start der Messstrecke markieren
    • Ende der Messstrecke markieren
    • Beschleunigungs-/Verzögerungszone nicht mitmessen
  3. Patientenvorbereitung
    • Patient sollte normale Straßenschuhe tragen
    • Übliche Gehhilfen (Stock, Rollator) erlaubt
    • Patient sollte ausgeruht sein
    • Keine Schmerzen, die das Gehen beeinträchtigen

Durchführung mit der App

Schritt 1: App öffnen

  • Öffnen Sie die HTML-Datei in einem modernen Webbrowser
  • Die App funktioniert auf Computer, Tablet oder Smartphone

Schritt 2: Patientendaten eingeben

  • Name: Für die Dokumentation
  • Alter: Wichtig für altersangepasste Normwerte
  • Geschlecht: Für geschlechtsspezifische Referenzwerte

Schritt 3: Testtyp wählen

  • 4-Meter-Test: Standard in beengten Verhältnissen
  • 10-Meter-Test: Bevorzugt bei ausreichend Platz (genauer)

Schritt 4: Testanweisung geben

Standardisierte Anweisung an den Patienten:

“Gehen Sie in Ihrer normalen, alltäglichen Geschwindigkeit, als würden Sie draußen auf der Straße gehen. Gehen Sie nicht schneller als gewöhnlich, aber auch nicht langsamer.”

Schritt 5: Zeitmessung

  1. Patient an der Startlinie positionieren
  2. “Los” sagen – Patient beginnt zu gehen
  3. START drücken, wenn Patient die Messstrecke betritt
  4. STOPP drücken, wenn Patient die Messstrecke verlässt
  5. Patient bis zum Ende der Auslaufzone gehen lassen

Schritt 6: Wiederholungen

  • Mindestens 2, idealerweise 3 Durchgänge
  • Zwischen Durchgängen kurze Pause (30-60 Sekunden)
  • Bei großen Unterschieden (>0,2 m/s) zusätzlichen Durchgang

Schritt 7: Auswertung

  • “Durchschnitt berechnen” klicken
  • App zeigt automatisch:
    • Durchschnittsgeschwindigkeit in m/s
    • Risikokategorie mit Farbcodierung
    • Vergleich zu Normwerten
    • Empfehlungen

Interpretation der Ergebnisse

Normale Gehgeschwindigkeit nach Alter und Geschlecht:

Frauen:

  • 40-49 Jahre: 1,22-1,51 m/s
  • 50-59 Jahre: 1,18-1,41 m/s
  • 60-69 Jahre: 1,07-1,30 m/s
  • 70-79 Jahre: 0,85-1,19 m/s
  • 80-89 Jahre: 0,85-1,03 m/s

Männer:

  • 40-49 Jahre: 1,35-1,51 m/s
  • 50-59 Jahre: 1,38-1,49 m/s
  • 60-69 Jahre: 1,26-1,41 m/s
  • 70-79 Jahre: 1,21-1,32 m/s
  • 80-89 Jahre: 0,83-1,10 m/s

Klinische Konsequenzen

Bei niedriger Gehgeschwindigkeit (<0,8 m/s):

  1. Umfassende geriatrische Bewertung
    • Sturzanamnese
    • Medikamentenreview
    • Visus- und Hörtest
    • Kognitive Testung
  2. Interventionen einleiten
    • Physiotherapie/Krafttraining
    • Gleichgewichtstraining
    • Ernährungsberatung bei Sarkopenie
    • Sturzprophylaxe
  3. Regelmäßige Verlaufskontrollen
    • Alle 3-6 Monate
    • Nach Akutereignissen
    • Nach Therapieänderungen

Dokumentation

Die App speichert automatisch:

  • Datum und Uhrzeit
  • Patientenname
  • Testergebnis
  • Anzahl der Durchgänge

Diese Daten sollten in die Patientenakte übernommen werden mit:

  • Verwendete Gehhilfen
  • Besonderheiten (z.B. Schmerzen, Schwindel)
  • Geplante Maßnahmen

Qualitätssicherung

Für verlässliche Ergebnisse:

  • Immer gleiche Testbedingungen
  • Standardisierte Anweisungen verwenden
  • Gleiche Tageszeit bei Verlaufskontrollen
  • Dokumentation von Änderungen (neue Medikamente, Erkrankungen)

Häufige Fehler vermeiden

  1. Nicht die Gesamtstrecke messen – nur die markierte Teststrecke
  2. Keine Motivation zum schnellen Gehen – normale Geschwindigkeit
  3. Zu früh starten/stoppen – genau an den Markierungen
  4. Nur einen Durchgang machen – mindestens 2 Durchgänge nötig

Wann NICHT testen?

Der Test sollte verschoben werden bei:

  • Akuten Schmerzen
  • Starkem Schwindel
  • Kürzlicher Herzinfarkt oder Schlaganfall (<3 Monate)
  • Instabiler Angina pectoris
  • Unkontrolliertem Bluthochdruck
  • Akuter Infektion