Little Power Guide zu MCI 🤓
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine leichte kognitive Beeinträchtigung?
- Ursachen und Risikofaktoren
- Diagnose und Untersuchungen
- Abgrenzung zur Demenz
- Verlauf und Prognose
- Behandlungsmöglichkeiten
- Alltag mit MCI
- Tipps für Angehörige
- Hilfreiche Ressourcen im deutschsprachigen Raum
- Diagnostische Tests
- FAQs
1. Was ist eine leichte kognitive Beeinträchtigung?
Eine leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) beschreibt einen Zustand, bei dem Gedächtnis- oder andere kognitive Probleme stärker ausgeprägt sind als normal für das Alter, aber nicht so schwerwiegend, dass sie den Alltag erheblich beeinträchtigen. Man könnte MCI als eine Zwischenstufe zwischen normalen altersbedingten Veränderungen und einer Demenz betrachten.
Typische Anzeichen umfassen:
- Vermehrte Vergesslichkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
- Probleme bei komplexeren Aufgaben
- Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden
- Leichte Orientierungsprobleme
Wichtig zu wissen: MCI bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Demenz folgen wird. Bei manchen Menschen stabilisiert sich der Zustand oder verbessert sich sogar wieder.
2. Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für MCI sind vielfältig und können folgende Faktoren umfassen:
- Alter (höheres Lebensalter erhöht das Risiko)
- Genetische Faktoren
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen)
- Schlaganfall oder andere neurologische Erkrankungen
- Depressionen
- Medikamentennebenwirkungen
- Vitamin-B12-Mangel oder andere Stoffwechselstörungen
- Schlafstörungen, insbesondere Schlafapnoe
- Alkoholkonsum und Rauchen
- Körperliche Inaktivität
- Mangelnde geistige Stimulation
3. Diagnose und Untersuchungen
Die Diagnose einer MCI erfolgt durch:
- Ausführliches Gespräch: Der Arzt erfragt die Beschwerden und deren Auswirkungen auf den Alltag.
- Neuropsychologische Tests: Diese standardisierten Tests prüfen verschiedene kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und räumliches Denken.
- Körperliche Untersuchung: Hierbei werden allgemeine Gesundheitszustand und neurologische Funktionen überprüft.
- Bildgebende Verfahren: MRT oder CT des Gehirns können strukturelle Veränderungen zeigen.
- Laboruntersuchungen: Bluttests können behandelbare Ursachen wie Vitamin-B12-Mangel, Schilddrüsenprobleme oder Infektionen aufdecken.
4. Abgrenzung zur Demenz
Der Hauptunterschied zwischen MCI und Demenz liegt im Ausmaß der Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen:
- Bei MCI: Kognitive Einschränkungen sind messbar, beeinträchtigen aber nicht wesentlich die Selbstständigkeit im Alltag.
- Bei Demenz: Die kognitiven Einschränkungen sind so ausgeprägt, dass sie die Selbstständigkeit im Alltag deutlich beeinträchtigen.
5. Verlauf und Prognose
Der Verlauf einer MCI kann unterschiedlich sein:
- Etwa 10-15% der Betroffenen entwickeln pro Jahr eine Demenz (im Vergleich zu 1-2% bei gleichaltrigen Menschen ohne MCI).
- Bei etwa 30-50% bleibt der Zustand über Jahre stabil.
- Bei etwa 20-30% verbessern sich die Symptome wieder oder normalisieren sich vollständig.
Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art der kognitiven Beeinträchtigung (MCI mit Gedächtnisstörungen hat ein höheres Risiko für eine Alzheimer-Demenz)
- Begleiterkrankungen
- Lebensstil und Gesundheitsverhalten
6. Behandlungsmöglichkeiten
Derzeit gibt es keine zugelassenen Medikamente speziell für MCI, aber es gibt verschiedene Ansätze, die helfen können:
Nicht-medikamentöse Maßnahmen:
- Regelmäßige körperliche Aktivität (mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche)
- Geistige Aktivität und kognitives Training
- Soziale Aktivitäten
- Mediterrane Ernährung (reich an Obst, Gemüse, Olivenöl, Fisch)
- Guter Schlaf
- Stressreduktion und Entspannungstechniken
Behandlung von Risikofaktoren:
- Optimale Einstellung von Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterin
- Behandlung von Depressionen
- Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
- Überprüfung der Medikamente auf mögliche kognitive Nebenwirkungen
7. Alltag mit MCI
Das Leben mit MCI erfordert einige Anpassungen, um den Alltag zu erleichtern:
Gedächtnishilfen:
- Notizblöcke oder digitale Erinnerungen nutzen
- Tagesablauf strukturieren und visualisieren
- Wichtige Gegenstände immer am gleichen Platz aufbewahren
- Kalender und To-Do-Listen führen
Gesunder Lebensstil:
- Regelmäßige körperliche Bewegung
- Ausgewogene Ernährung
- Ausreichend Schlaf
- Geistige Herausforderungen suchen (Kreuzworträtsel, Spiele, neue Hobbys)
- Soziale Kontakte pflegen
Umgebungsanpassungen:
- Übersichtliche Gestaltung der Wohnung
- Reduzierung von Ablenkungen
- Beschriftungen und visuelle Hinweise
8. Tipps für Angehörige
Als Angehöriger eines Menschen mit MCI können Sie viel zur Unterstützung beitragen:
- Verständnis zeigen: Akzeptieren Sie die kognitiven Schwierigkeiten, ohne zu korrigieren oder zu kritisieren.
- Geduld haben: Geben Sie dem Betroffenen Zeit, sich zu erinnern oder Gedanken zu formulieren.
- Unterstützen, nicht übernehmen: Helfen Sie nur so viel wie nötig, um die Selbstständigkeit zu fördern.
- Gemeinsame Aktivitäten: Unternehmen Sie körperliche und geistige Aktivitäten zusammen.
- Auf die eigene Gesundheit achten: Als Angehöriger ist es wichtig, auch auf das eigene Wohlbefinden zu achten und bei Bedarf Unterstützung zu suchen.
9. Hilfreiche Ressourcen im deutschsprachigen Raum
Deutschland:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Beratung, Informationen und Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige
www.deutsche-alzheimer.de
Alzheimer-Telefon: 030 – 259 37 95 14
Hirnliga e.V.
Informationen zu Gedächtnisstörungen und Demenz
www.hirnliga.de
Kompetenznetz Degenerative Demenzen (KNDD)
Aktuelle Forschungsinformationen
www.dzne.de
Wegweiser Demenz des Bundesministeriums für Familie
Informationen und Hilfsangebote
www.wegweiser-demenz.de
Österreich:
Österreichische Alzheimer Gesellschaft
Informationen und Beratung
www.alzheimer-gesellschaft.at
Gedächtnisambulanzen in Österreich
Spezialisierte Diagnose- und Beratungsstellen
www.demenzstrategie.at
Schweiz:
Schweizerische Alzheimervereinigung
Beratung und Informationen
www.alzheimer-schweiz.ch
Alzheimer-Telefon: 058 058 80 00
Memory-Kliniken der Schweiz
Spezialisierte Diagnose- und Behandlungszentren
www.swissmemoryclinics.ch
10. Diagnostische Tests für MCI
Die Diagnose einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI) stützt sich auf verschiedene standardisierte Testverfahren. Diese Tests helfen, kognitive Veränderungen objektiv zu erfassen und von normalem Altern sowie Demenz abzugrenzen. Folgende Tests haben sich in der klinischen Praxis und Forschung besonders bewährt:
Screeningtests
- Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
- Beschreibung: 30-Punkte-Test, der verschiedene kognitive Bereiche prüft (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache, visuelle Fähigkeiten)
- Zeitaufwand: Etwa 10-15 Minuten
- Stärken: Besonders sensitiv für frühe kognitive Veränderungen; erfasst exekutive Funktionen besser als MMSE
- Evidenz: Sensitivität von 90% für MCI (deutlich höher als MMSE mit etwa 18%)
- Weblink: MoCA-Test (offizielle Website mit Testmaterial und Schulungsangeboten)
- Mini-Mental-Status-Test (MMST/MMSE)
- Beschreibung: 30-Punkte-Test zur Erfassung grundlegender kognitiver Funktionen
- Zeitaufwand: Etwa 5-10 Minuten
- Stärken: Einfach durchzuführen, weit verbreitet, gute Validität für Demenz
- Einschränkungen: Weniger sensitiv für MCI als neuere Tests wie MoCA
- Weblink: MMSE auf Memoryclinic.ch
- DemTect
- Beschreibung: Sensitives Verfahren für leichte kognitive Beeinträchtigungen, entwickelt in Deutschland
- Zeitaufwand: Etwa 8-10 Minuten
- Stärken: Gute Differenzierung zwischen normalem Altern, MCI und Demenz; alterskorrigierte Bewertung
- Evidenz: Hohe Sensitivität für MCI, vergleichbar mit MoCA
- Weblink: DemTect-Informationen
- CERAD-Test-Batterie (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease)
- Beschreibung: Umfassende Testbatterie mit verschiedenen Untertests zu Gedächtnis, Sprache und Visuokonstruktion
- Zeitaufwand: Etwa 30-45 Minuten
- Stärken: Umfassende Beurteilung, alters-, bildungs- und geschlechtskorrigierte Normwerte
- Evidenz: Hohe Sensitivität und Spezifität, Standard in vielen Memory-Kliniken
- Weblink: CERAD-Plus
Spezialisierte Tests für bestimmte kognitive Domänen
- Gedächtnisfunktionen
- Wechsler Memory Scale (WMS-IV)
- Ausführliche Testbatterie für verschiedene Gedächtnisfunktionen
- Besonders sensitiv für episodisches Gedächtnis, häufig bei amnesischem MCI beeinträchtigt
- Free and Cued Selective Reminding Test (FCSRT)
- Sensitiver Test für hippocampale Gedächtnisdefizite, typisch für präklinische Alzheimer-Krankheit
- Evidenz: Hohe Vorhersagekraft für Progression von MCI zu Alzheimer-Demenz
- Wechsler Memory Scale (WMS-IV)
- Exekutive Funktionen
- Trail Making Test (TMT) A und B
- Einfacher Test zur Erfassung von Aufmerksamkeitswechsel und exekutiven Funktionen
- Großer TMT B/A-Quotient kann auf exekutive Dysfunktion hinweisen
- Weblink: Trail Making Test
- Stroop-Test
- Misst selektive Aufmerksamkeit und kognitive Flexibilität
- Besonders nützlich zur Früherkennung von nicht-amnesischen MCI-Formen
- Trail Making Test (TMT) A und B
Testverfahren für den Alltag
- Functional Activities Questionnaire (FAQ)
- Beschreibung: Fragebogen zur Beurteilung von Alltagsaktivitäten
- Stärken: Hilft bei der Abgrenzung zwischen MCI und Demenz
- Evidenz: Kombiniert mit kognitiven Tests verbesserte Vorhersage der Progression
- ECog (Everyday Cognition)
- Beschreibung: Detaillierter Fragebogen zur Erfassung alltäglicher kognitiver Fähigkeiten
- Stärken: Deckt subtile Veränderungen in komplexen Alltagsaktivitäten auf
- Evidenz: Kann frühe funktionelle Veränderungen bei MCI erfassen, bevor sie klinisch offensichtlich werden
Digitale Testverfahren und neue Entwicklungen
- Computergestützte Kognitionstests
- CANTAB (Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery)
- Sensitive computerbasierte Tests für verschiedene kognitive Domänen
- Präzise Messung von Reaktionszeiten und subtilen kognitiven Veränderungen
- Weblink: CANTAB
- Cogstate Brief Battery
- Kurze computergestützte Tests mit minimalen Sprach- und Kultureinflüssen
- Gut für wiederholte Testungen zur Verlaufskontrolle
- CANTAB (Cambridge Neuropsychological Test Automated Battery)
- Mobile Apps zur kognitiven Bewertung
- Beschreibung: Niedrigschwellige Screening-Tools für zu Hause
- Hinweis: Diese sollten nur als erste Einschätzung dienen und ersetzen keine fachärztliche Diagnose
- Beispiel: BrainCheck Memory, Savonix, CogniFit
Praktische Aspekte und Testauswahl
Bei der Auswahl der Tests sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Ziel der Untersuchung: Screening, umfassende Diagnostik oder Verlaufskontrolle
- Patientenmerkmale: Alter, Bildungsstand, Sprachkenntnisse, kultureller Hintergrund
- Zeitliche Ressourcen: Kurze Screenings oder ausführliche Testbatterien
- Primär betroffene kognitive Domänen: Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen
Evidenzbasierte Testempfehlungen:
- Erstscreening: MoCA oder DemTect (höhere Sensitivität für MCI als MMSE)
- Ausführliche Diagnostik: CERAD-Testbatterie plus domänenspezifische Tests je nach Symptomatik
- Verlaufskontrolle: Wiederholung der Eingangstests in 6-12 Monaten zur Beurteilung der Progression
Wo finden Tests statt?
- Memory-Kliniken und neurologische Ambulanzen
- Deutschland: Deutsche Alzheimer Gesellschaft – Gedächtnissprechstunden
- Österreich: Österreichische Alzheimer Gesellschaft – Gedächtnisambulanzen
- Schweiz: Swiss Memory Clinics
- Neuropsychologische Praxen
Zusammenfassung der besten Testverfahren für MCI
Test | Sensitivität für MCI | Durchführungsdauer | Besondere Stärken |
---|---|---|---|
MoCA | 90% | 10-15 Min. | Hohe Sensitivität für frühe kognitive Veränderungen |
DemTect | 80-85% | 8-10 Min. | Alterskorrigierte Bewertung, gute Differenzierung |
CERAD | 85-90% | 30-45 Min. | Umfassend, normierte Werte für deutschsprachigen Raum |
FCSRT | 85-95% für amnesisches MCI | 15-20 Min. | Hohe Vorhersagekraft für Alzheimer-Progression |
Die Kombination mehrerer Tests verbessert die diagnostische Genauigkeit erheblich. Die endgültige Diagnose sollte immer die Testergebnisse mit der klinischen Beurteilung, Bildgebung und anderen Untersuchungen integrieren.
11. Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu MCI
A. Grundlegende Fragen
F: Was genau unterscheidet MCI von normalem Altern?
A: Im Gegensatz zu normalem Altern zeigen Menschen mit MCI objektivierbare kognitive Defizite, die in standardisierten Tests nachweisbar sind. Laut einer Meta-Analyse von Jak et al. (2016) liegen diese Defizite typischerweise 1-1,5 Standardabweichungen unter der altersentsprechenden Norm. Während bei normalem Altern milde Vergesslichkeit auftreten kann, ist bei MCI die Beeinträchtigung deutlicher ausgeprägt, aber noch nicht so schwerwiegend, dass sie die Selbstständigkeit im Alltag signifikant einschränkt.
F: Ist MCI immer ein Vorzeichen für Demenz?
A: Nein. Longitudinalstudien zeigen unterschiedliche Verläufe: Etwa 10-15% der MCI-Patienten entwickeln pro Jahr eine Demenz, aber bei 20-30% verbessern sich die Symptome wieder. Eine Meta-Analyse von Mitchell und Shiri-Feshki (2009) ergab, dass in klinischen Settings etwa 39% der MCI-Patienten innerhalb von 5 Jahren eine Demenz entwickeln, während diese Rate in bevölkerungsbasierten Studien bei etwa 22% liegt.
F: Kann MCI rückgängig gemacht werden?
A: Ja, bei manchen Patienten kann sich MCI zurückbilden. Studien zeigen, dass etwa 20-30% der Menschen mit MCI innerhalb von 1-2 Jahren wieder normale kognitive Funktionen aufweisen. Dies ist besonders wahrscheinlich, wenn behandelbare Faktoren wie Depression, Medikamentennebenwirkungen, Schlafstörungen oder Stoffwechselprobleme ursächlich beteiligt sind.
B. Diagnose und Verlauf
F: Wie sicher ist die Diagnose MCI?
A: Die diagnostische Genauigkeit hat sich in den letzten Jahren verbessert. Eine Kombination aus klinischer Beurteilung, neuropsychologischen Tests und biomedizinischen Markern erreicht eine Sensitivität von 80-90% und eine Spezifität von 70-80%. Die Diagnosekriterien wurden 2018 durch die NIA-AA (National Institute on Aging and Alzheimer’s Association) aktualisiert und schließen jetzt auch Biomarker ein.
F: Welche MCI-Subtypen gibt es und was bedeuten sie für den Verlauf?
A: Es gibt hauptsächlich zwei Subtypen:
- Amnesisches MCI: Mit primären Gedächtnisstörungen; höheres Risiko für Progression zu Alzheimer-Demenz (jährliche Konversionsrate 10-15%)
- Nicht-amnesisches MCI: Mit primären Defiziten in anderen kognitiven Domänen (Sprache, visuell-räumliche Fähigkeiten, exekutive Funktionen); häufiger assoziiert mit vaskulärer Demenz, Lewy-Körper-Demenz oder frontotemporaler Demenz (jährliche Konversionsrate 5-10%)
Eine Studie von Petersen et al. (2018) zeigte, dass multidomain-MCI (mehrere betroffene kognitive Bereiche) mit einem höheren Progressionsrisiko verbunden ist als single-domain-MCI.
F: Wie oft sollten Follow-up-Untersuchungen bei MCI stattfinden?
A: Leitlinien empfehlen in der Regel Folgeuntersuchungen alle 6-12 Monate. Eine Studie von Roberts et al. (2014) zeigte, dass halbjährliche Untersuchungen die Früherkennung einer Progression zu Demenz verbessern und die Möglichkeit bieten, frühzeitig zu intervenieren. Bei stabilem Verlauf können die Intervalle auf 12 Monate verlängert werden.
C. Prävention und Behandlung
F: Gibt es Medikamente, die speziell für MCI zugelassen sind?
A: Derzeit gibt es keine von Arzneimittelbehörden zugelassenen Medikamente speziell für MCI. Mehrere klinische Studien mit Cholinesterasehemmern (Donepezil, Rivastigmin) haben keine konsistenten Vorteile gezeigt. Eine Cochrane-Analyse von Russ und Morling (2012) fand keinen überzeugenden Nutzen dieser Medikamente bei MCI, bei gleichzeitigem Auftreten von Nebenwirkungen.
F: Welche Lebensstilinterventionen sind bei MCI am wirksamsten?
A: Mehrere kontrollierte Studien zeigen positive Effekte folgender Interventionen:
- Körperliche Aktivität: Eine Meta-Analyse von Northey et al. (2018) zeigte, dass moderate bis intensive Bewegung (mindestens 150 Min./Woche) die kognitive Funktion bei MCI verbessert.
- Kognitive Stimulation: Eine systematische Übersicht von Sherman et al. (2017) fand moderate Evidenz für die Wirksamkeit kognitiven Trainings.
- Mediterrane Ernährung: Die PREDIMED-Studie zeigte eine Risikoreduktion für kognitive Beeinträchtigungen um bis zu 30%.
- Multimodale Ansätze: Die FINGER-Studie demonstrierte, dass die Kombination dieser Interventionen besonders wirksam ist.
F: Können Nahrungsergänzungsmittel bei MCI helfen?
A: Die Evidenz ist gemischt:
- Vitamin B (B6, B12, Folsäure): Eine Metaanalyse von Zhang et al. (2017) fand moderate Evidenz für eine Verbesserung der kognitiven Funktion, besonders bei Personen mit erhöhtem Homocysteinspiegel.
- Omega-3-Fettsäuren: Studien zeigen inkonsistente Ergebnisse; möglicherweise größerer Nutzen in frühen Stadien.
- Ginkgo biloba: Eine Cochrane-Analyse fand keine überzeugenden Belege für die Wirksamkeit bei MCI.
- Vitamin E: Große Studien haben keinen signifikanten Nutzen nachgewiesen und mögliche Risiken bei hoher Dosierung gezeigt.
Es wird empfohlen, vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ärztlichen Rat einzuholen.
D. Praktische Aspekte
F: Darf man mit MCI noch Auto fahren?
A: Die Fahrtauglichkeit sollte individuell beurteilt werden. Eine Meta-Analyse von Hird et al. (2016) zeigte, dass etwa 50-70% der Personen mit MCI in standardisierten Fahrtests noch sicher fahren können. Wichtige Faktoren sind:
- Schweregrad und Art der kognitiven Beeinträchtigung
- Kompensationsfähigkeit
- Fahrerfahrung und -gewohnheiten
- Regelmäßige Überprüfung durch spezielle Fahreignungstests
F: Sollte ich meinem Arbeitgeber mitteilen, dass ich MCI habe?
A: Diese Entscheidung ist individuell und hängt von mehreren Faktoren ab:
- Rechtliche Aspekte: In sicherheitsrelevanten Berufen kann eine Offenlegungspflicht bestehen
- Arbeitsplatzanpassungen: Mitteilung kann hilfreich sein, um angemessene Unterstützung zu erhalten
- Studien zeigen, dass viele Menschen mit MCI ihre beruflichen Aufgaben mit minimalen Anpassungen weiterhin erfüllen können
F: Wie kann ich zwischen Stress/Burnout und MCI unterscheiden?
A: Die Unterscheidung kann schwierig sein, da beide ähnliche Symptome aufweisen können. Studien von Öhman et al. (2017) zeigen folgende Unterscheidungsmerkmale:
- Bei Stress/Burnout: Symptome fluktuieren stärker und verbessern sich in Erholungsphasen
- Bei MCI: Symptome sind konstanter und verbessern sich nicht wesentlich nach Erholung
- Neuropsychologische Tests können hier zur Differenzierung beitragen
- Bei Stress/Burnout stehen oft emotionale Symptome im Vordergrund
F: Welche technischen Hilfsmittel sind für Menschen mit MCI besonders nützlich?
A: Digitale Technologien können wertvolle Unterstützung bieten:
- Erinnerungsapps: Studien von Imbeault et al. (2018) zeigen, dass elektronische Erinnerungshilfen die Alltagsfunktion verbessern können
- GPS-Geräte: Können Sicherheit und Mobilität fördern
- Automatisierte Medikamentendispenser: Verbessern die Therapietreue
- Kognitive Trainings-Apps: Zeigen moderate Evidenz für Verbesserung spezifischer kognitiver Funktionen
E. Forschung und Zukunftsperspektiven
F: Welche neuen Behandlungsansätze werden derzeit erforscht?
A: Mehrere vielversprechende Ansätze befinden sich in der Entwicklung:
- Disease-modifying Therapien: Besonders Antikörper gegen Beta-Amyloid und Tau-Protein
- Nicht-invasive Hirnstimulation: Transkranielle Magnetstimulation (TMS) und transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) zeigen in ersten Studien moderate Effekte
- Personalisierte Medizin: Ansätze, die auf individuelle genetische Profile und Biomarker abgestimmt sind
- Multimodale Interventionsprogramme: Kombination aus Lebensstilinterventionen, kognitiver Stimulation und gezielten pharmakologischen Ansätzen
F: Wie aussagekräftig sind Biomarker für die MCI-Diagnose und Prognose?
A: Biomarker gewinnen zunehmend an Bedeutung:
- Beta-Amyloid und Tau im Liquor: Prädiktiver Wert für Progression zu Alzheimer-Demenz mit Sensitivität von 85-90% und Spezifität von 70-80%
- Neuroimaging-Marker: Hippocampusatrophie im MRT und Glukosehypometabolismus im FDG-PET haben hohen prädiktiven Wert
- Blutmarker: Neuere Studien zu Plasma-Amyloid und Plasma-Tau zeigen vielversprechende Ergebnisse als weniger invasive Alternative
- Genetische Marker: ApoE-ε4-Allel erhöht das Progressionsrisiko um das 2- bis 3-fache
Eine Metaanalyse von Ferreira et al. (2017) bestätigte den hohen prädiktiven Wert einer Kombination verschiedener Biomarker.
F: Ist MCI vererbbar?
A: Es gibt eine genetische Komponente, aber sie ist komplex:
- Erstgradig Verwandte von Menschen mit MCI haben ein etwa 1,5- bis 2-fach erhöhtes Risiko
- Das ApoE-ε4-Allel erhöht das Risiko für amnesisches MCI und die Progression zu Alzheimer
- Familiäre Häufung kann auch auf gemeinsame Umweltfaktoren und Lebensstile zurückzuführen sein
- Genomweite Assoziationsstudien haben mehrere Risikogene identifiziert, die jeweils kleine Effekte haben