Glasflaschen sind sicherer? Von wegen! Die überraschende Wahrheit über Mikroplastik in Getränken
Wer beim Getränkekauf zu Glasflaschen greift, tut dies oft in dem Glauben, eine gesündere und umweltfreundlichere Wahl zu treffen. Eine neue französische Studie erschüttert jedoch diese Annahme: Getränke in Glasflaschen enthalten teilweise mehr Mikroplastik als solche in Plastikflaschen!
Die erschreckenden Zahlen
Forscher der französischen Lebensmittelbehörde ANSES untersuchten erstmals systematisch verschiedene Getränkearten, die in Frankreich verkauft werden. Die Ergebnisse sind alarmierend:
- Bier: durchschnittlich 82,9 Mikroplastikpartikel pro Liter (MPs/L)
- Limonaden: 45,2 MPs/L
- Eistee: 28,5 MPs/L
- Cola: 31,4 MPs/L
- Wein: 8,2 MPs/L
- Wasser: 2,9 MPs/L
Besonders brisant: Bei fast allen Getränkearten wiesen Glasflaschen die höchste Kontamination auf – bei Bier enthielten kleine Glasflaschen sogar 133,7 MPs/L, während Dosen nur 31,8 MPs/L aufwiesen.
Der überraschende Übeltäter: Kronkorken
Die Wissenschaftler machten eine verblüffende Entdeckung: Die meisten Mikroplastikpartikel in Glasflaschen hatten dieselbe Farbe wie die Außenbeschichtung der Metallverschlüsse. Weitere Untersuchungen bestätigten den Verdacht:
Die Lackierung der Kronkorken ist die Hauptquelle der Kontamination!
In einem cleveren Experiment füllten die Forscher gereinigte Glasflaschen mit gefiltertem Wasser und verschlossen sie mit neuen Kronkorken:
- Unbehandelte Verschlüsse: 287,3 MPs/L
- Mit Druckluft gereinigte Verschlüsse: 105,8 MPs/L
- Gereinigte und gespülte Verschlüsse: 86,7 MPs/L
Was können Sie tun?
Für Verbraucher:
- Keine Panik: Die gefundenen Mengen sind im Vergleich zu anderen Expositionsquellen relativ gering
- Diversifizieren: Wechseln Sie zwischen verschiedenen Verpackungsarten
- Wasser bevorzugen: Mit nur 2,9 MPs/L ist Wasser am wenigsten belastet
- Große Flaschen wählen: Diese zeigten oft geringere Kontaminationswerte
Für die Industrie:
- Verschlüsse verbessern: Hersteller sollten die Lackqualität von Kronkorken überprüfen
- Reinigungsprozesse: Verschlüsse vor der Verwendung reinigen
- Alternative Verschlusssysteme: Korken bei Wein zeigten keine vergleichbare Problematik
Das große Bild
Diese Studie zeigt einmal mehr, wie komplex das Thema Mikroplastik ist. Die intuitive Annahme “Glas = sicher” erweist sich als zu simpel. Mikroplastik findet sich überall in unserer Umwelt – von der Luft, die wir atmen, bis zu den Lebensmitteln, die wir essen.
Die gute Nachricht: Das Bewusstsein wächst, und die Forschung schreitet voran. Die EU hat bereits erste Regelungen für Mikroplastik in Trinkwasser erlassen. Weitere werden folgen.
Fazit: Glasflaschen bleiben aus Umweltsicht oft die bessere Wahl – aber nicht unbedingt, wenn es um Mikroplastik geht. Wie so oft im Leben gilt: Die Dosis macht das Gift, und Wissen schützt vor unnötiger Panik.
Quelle: Chaïb et al. (2025): “Microplastic contaminations in a set of beverages sold in France”, Journal of Food Composition and Analysis



