Fettreiche Ernährung: Wie schon wenige Mahlzeiten unsere Darmabwehr schwächen

Eine bahnbrechende Studie zeigt erstmals die unmittelbaren Auswirkungen fettreicher Kost auf die Darmgesundheit – noch bevor körperliche Symptome auftreten

Eine wegweisende Studie australischer Forscher hat erstmals aufgedeckt, wie schnell sich fettreiche Mahlzeiten auf unsere Darmgesundheit auswirken. Die in der renommierten Fachzeitschrift Immunity veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass bereits wenige Mahlzeiten mit hohem Gehalt an gesättigten Fettsäuren Entzündungen im Körper auslösen können – und das lange bevor sich chronische Entzündungen durch sichtbare Symptome bemerkbar machen.

Die Ergebnisse sind die ersten, die demonstrieren, wie rasch unsere Nahrung die Darmabwehr beeinflussen kann. Dies ebnet den Weg für künftige Interventionen, die die Darmgesundheit stärken und chronische Entzündungen bekämpfen könnten.

Eine stille Bedrohung für die Darmgesundheit

Etwa jeder dritte Deutsche lebt derzeit mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung wie Zöliakie, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder rheumatoider Arthritis. Doch wie diese Entzündungen entstehen und Krankheiten verursachen, ist weitgehend unbekannt.

Dr. Cyril Seillet, Hauptautor der Studie am Walter and Eliza Hall Institute (WEHI) in Melbourne, bezeichnete die Forschungsergebnisse als bedeutenden Durchbruch, der helfen könnte, chronische Entzündungen an ihrer Quelle zu verstehen.

“Wir haben gezeigt, dass jede Mahlzeit, die wir zu uns nehmen, aktiv unsere Darmgesundheit formt”, erklärte Dr. Seillet. “Je mehr gesättigte Fette wir essen, desto mehr Entzündungen bauen sich auf – und schwächen allmählich unsere Darmabwehr, wodurch unsere Anfälligkeit für chronische Entzündungen steigt.”

Das Besonders Beunruhigende: Diese Entzündungsbildung bleibt zunächst stumm und verborgen im Körper, bis sie Jahre später als chronische Entzündung in Erscheinung treten kann.

Mikroskopische Veränderungen nach wenigen Mahlzeiten

Die Forscher konnten bereits nach wenigen fettreichen Mahlzeiten mikroskopische Veränderungen der Darmgesundheit und -funktion bei Mäusen nachweisen – obwohl die Tiere keine sichtbaren Entzündungszeichen wie Gewichtszunahme zeigten.

“Das zeigt, wie leicht sich Entzündungen entwickeln können, ohne dass sofortige Warnsignale auftreten”, so Dr. Seillet. “Während gelegentliche fettreiche Mahlzeiten Ihre Darmschutzbarriere nicht beeinträchtigen, legt eine konsequent fettreiche Ernährung das Fundament für chronische Darmentzündungen in der Zukunft.”

Schnelle Immunreaktion

Die Studie unter der Leitung von Professor Stephen Nutt ergab auch, dass kurzzeitige Exposition gegenüber fettreichen Diäten die Produktion von IL-22 reduzieren kann – ein entscheidendes Protein, das bei der Kontrolle von Darmentzündungen hilft.

Erstautor Le Xiong erklärte, dass fettreiche Diäten einen doppelten Schlag für unsere Darmbarriere darstellen, da sie nicht nur Entzündungen fördern, sondern auch die körpereigene Fähigkeit zur Bekämpfung beeinträchtigen.

“IL-22 ist ein kritisch wichtiges Protein für Darmgesundheit und -schutz. Ohne es verliert der Darm seine Fähigkeit, Entzündungen zu verhindern”, sagte Le Xiong. “Es dauerte nur zwei Tage des Konsums fettreicher Nahrung, bis die Mäuse ihre IL-22-Reserven verloren und eine beeinträchtigte Darmfunktion aufwiesen.”

Der entscheidende Unterschied: Gesättigte vs. ungesättigte Fette

Ein wichtiger Befund der Studie: Während gesättigte Fette die IL-22-Produktion unterdrücken, bewirken ungesättigte Fette – wie sie in Nüssen und Avocados vorkommen – das Gegenteil und verstärken die Proteinproduktion. Dieses Muster würden die Forscher auch beim Menschen erwarten.

Therapeutisches Potenzial

Die Wissenschaftler konnten die Darmfunktion der Mäuse durch die Wiederherstellung ihrer IL-22-Spiegel wiederherstellen – was das Potenzial für therapeutische Interventionen aufzeigt, die auch die Darmgesundheit beim Menschen wiederherstellen könnten.

Zunächst möchten die Forscher jedoch Wege zur natürlichen Steigerung der IL-22-Spiegel erforschen. Das Team hofft, dass ihre Erkenntnisse Ernährungsrichtlinien beeinflussen werden, die die Bedeutung der Integration ungesättigter Fette in unsere Ernährung betonen, um den Darmschutz natürlich zu stärken und gleichzeitig bessere ernährungsbasierte Strategien für Menschen mit Risiko chronisch-entzündlicher Erkrankungen zu fördern.

Die Studie unterstreicht, dass bereits kleine Änderungen in der Ernährung – wie der Austausch gesättigter gegen ungesättigte Fette – bedeutende Auswirkungen auf unsere langfristige Gesundheit haben können, auch wenn diese Effekte zunächst unsichtbar bleiben.

Weitere Informationen: Le Xiong et al, Acute exposure to high-fat diet impairs ILC3 functions and gut homeostasis, Immunity (2025). DOI: 10.1016/j.immuni.2025.03.017

 

 

 

More information: Le Xiong et al, Acute exposure to high-fat diet impairs ILC3 functions and gut homeostasis, Immunity (2025). DOI: 10.1016/j.immuni.2025.03.017